Ortsgemeinde Niederhosenbach

Im Hunsrück - Land der Hildegard

Ortsgemeinde Niederhosenbach

Dorf | Geschichte

Kleiner Abriss über die Gemeinde

von Jörg Porcher

Das 961 erstmals urkundlich erwähnte Niederhosenbach ist einer der ältesten Siedlungsorte im Birkenfelder Land. Funde belegen, dass es schon in keltischer und römischer Zeit eine Besiedlung gegeben hat. In Niederhosenbach lebte Ende des 11.Jahrh. und Anfang des 12.Jahrh. Hildebrecht von Hosenbach, der als Vater der Heiligen Hildegard von Bingen gilt. Somit wird angenommen, dass die Heilige Hildegard hier ihre Kindheit verbrachte, bis sie 1112 in das Kloster Disibodenberg eintrat.

Im Jahr 1314 wird der Ort als Kirchhosenbach erwähnt, Der Ort gehörte zum Reichslehen der Herren von Schmidtburg und nach kriegerischen Auseinandersetzungen war nur noch die Kirche in Niederhosenbach („die alte Mutterkirche des kleinen Gebietes“ wurde die Kirche genannt) erhalten.

In den Jahren 1798 bis 1814 gehörte der Ort zu Frankreich.

Die Kirche beherbergt seit 1896 die letzte gebaute Orgel der im hiesigen Raum bekannten Orgelbauerfamilie Stumm.

Als typisches Hunsrückdorf war Niederhosenbach bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. Waren 1950 noch 59 landwirtschaftliche Betriebe im Ort ansässig, so sind es heute nur noch zwei und der Ort hat sich zu einer Wohn- und Auspendlergemeinde gewandelt. Von 743 ha Gemarkungsfläche sind rund 340 ha Wald.

Der Ort liegt in einem von Wäldern und Wiesen umgebenden Tal und ist bekannt für seine wunderschönen Wanderwege. Im Hosenbachtal sind seltene Pflanzen und Schmetterlinge beheimatet. Im von der Ortsgemeinde angelegten Ruheforst Hunsrück finden Waldbestattungen in einem in den 1870er Jahren angepflanzten Eichen- und Buchenwald statt.

Die rege Vereinstätigkeit im Ort gipfelt mit dem jährlichen Bauernmarkt, den tausende Menschen besuchen.

Jetzt befindet sich die Begegnungsstätte Hildegard von Bingen mit einem Rundwanderweg im Bau. Dort geplante Ausstellungen, Veranstaltungen und Erlebniswanderungen werden die Attraktivität des Ortes sicher noch steigern.

„Sagen, Mythen, Legenden“ oder doch etwas wahres

Geschichten aus dem hiesigen Raum aus dem Heimatkundebuch 2 von 1957

(Ein Mausklick auf den Titel öffnet die Geschichte)

Bei Niederhosenbach lag in alter Zeit das Dorf Hitzelhosenbach. Es ist im Dreißigjährigen Krieg untergegangen. Jetzt stehen Waldbäume zwischen den Mauerresten der Häuser. Ein steingefasster Brtmnen liegt dazwischen. Kriegsscharen hatten auf dem Durchzug die Häuser ausgeplündert. Sie hatten den Leuten Vieh und Vorräte geraubt, so dass Hungersnot ausbrach. Mit den fremden Soldaten War die Pest in das Dorf gekommen. Wie der Wind eilte sie von Haus zu Haus. In kurzer Zeit wurde es ganz still im Dorf. Die Türen und Fensterläden schlugen im Wind, alle Menschen aber lagen tot umher.

Danach machte sich die Pest auf den Weg nach dem benachbarten Niederhosenbach. Beim ersten Haus war ein Bauer gerade dabei, einen neuen Zaun um seinen Garten zu setzen, weil die Kriegsleute den alten eingerissen und als Feuerholz verbrannt hatten. Die Pfosten hatte er schon gesetzt und die Löcher hineingebohrt, um die Zaunstangenzu verzapfen.
Heimlich schlüpfte die Pest in das Loch eines Zaunpfostens, um auszuruhen, bevor sie Niederhosenbach heimsuchte. Doch der Bauer hatte sie gesehen. Blitzschnell schlug er hinter ihr einen Zapfen in das Loch. Da konnte die Pest nicht mehr heraus. Sie war gebannt, und Niederhosenbach blieb verschont.

An einem Somrnertag des Jahres 1628, in dem unser Heimatland von wilden, mordgierigen Kriegsscharen fremdländischer Herkunft erbannungslos ausgeplündeıt und verwüstet wurde, überfielen Spanier die Dörfer Niederhosenbach und Breitenthal.

Voller Entsetzen flohen die Einwohner auf eine Anhöhe zwischen beiden Dörfern, auf der mächtige uralte Eichen Schutz zu bieten schienen. Doch das Versteck wurde den Soldaten verraten.

Sie umzingelten den Zufluchtsort und zündeten den Schutzwall aus Domen und Reisig an. Die Flammen schlugen bis hoch in die Äste der Eichen. Da schrieen Frauen und Kinder.
Die Männer kletteıten bis in die Baumgipfel und riefen um Hilfe. Weithin war das Rufen und Jammern zu hören, aber keine Rettung kam. Die rohen Soldaten lachten über das Wehgeschrei und schürten die Flamrnenglut. Jeden, der über den Feuerwall ins Freie zu springen versuchte, schlugen sie tot oder
stießen ihn wieder zurück. Alle Geflüchteten mussten verbrennen oder ersticken.

Darum heißt die Anhöhe „An der Jammereiche“. Seitdem hat mancher, der in später Nachtstunde an der Stelle vorüberkam, ein Wehklagen und Stöhnen gehört.

Jahreszahlen aus der Geschichte von Niederhosenbach

Zusammengetragen von Jörg Porcher

800 – 400 v.Chr.

Zeit des keltischen Stammes der Treverer –

Späte Bronzezeit/Frühe Eisenzeit

Hallstattgräberfeld in Wickenrodt und Niederhosenbacher Bann (Hirtenbösch u. Hinter-Rabesheck)

172 – 78 v. Chr.

Keltensiedlung bei Bundenbach bewohnt, als leicht befestigte keltisch-treverische Höhensiedlung.
Aus dieser Zeit auch Funde in unserer Gegend.

50 v. Chr. – 400 n. Chr.

Besiedelt von Römern und erste nachweisbare Fundstücke auf Steinhäuser in Niederhosenbach.
Von sogenannten „Villa Rustica“, bewohnt hauptsächlich von treverischen Römern. (letzte Stein- und Gräberfunde 1988/91 bei den Fam. Wanninger und Boor)

70 n. Chr.

Erfolgloser Großaufstand von Germanen und keltischen Treverern gegen die Römer, in unserer Gegend.

400 – 500 n.Chr.

Die römische Herrschaft bricht unter den immer stärker werdenden Anstürmen der Germanen zusammen. Völkerwanderungen durch unser Gebiet setzen ein: Vandalen, Sueven, Alanen, Alemannen, Burgunder und Franken suchen neue Wohn- und Siedlungsgebiete. Am Ende setzen sich hier die Franken bei einem Endkampf mit den Alemannen durch. Der Name Husonbach stammt wie viele Ortsnamen mit der Endung -bach aus dem 7. bis 9.Jahrhundert, der Ausbauzeit der Siedlungen durch die Franken.

cirka 800 n. Chr.

Der Raum zwischen Idarwald und Nahe gehört zum Königshof Kirn.

961

Erste urkundliche Erwähnung von „Husonbach“

966

Urkundliche Erwähnung als Husenbachero marca

1098

Hildegard von Bingen vermutlich in Niederhosenbach geboren
(10. Kind von den Edelfreien Hildebert und Mechthild, kommt mit 8 Jahren in die Obhut von Jutta von Sponheim)

1112

Eine Familie mit dem Titel „von Hosebach“ ist in Besitz einheimischer Ländereien (Urkunde von 1112 für das Kloster Disibodenberg/Mainzer UB Nr.455)
Hildebrecht/Hildebert von Hosebach verweilt zu dieser Zeit im Kloster Disibodenberg und verschenkt Teile seines Landbesitzes an das Kloster.

1314

Erstmalig als Kirchenhosenbach erwähnt. Vom alten Reichsbesitz war nur mehr die Kirche in Niederhosenbach, „die alte Mutterkirche des kleinen Gebietes“ wurde sie genannt, nach kriegerischen Auseinandersetzungen übriggeblieben. Sie gehörte zum Reichslehen der Herren von Schmidtburg.

1323

Ein geistlicher Würdenträger und Stiftsherr von Hosenbach wird in der Kirche St. Johannisberg bei Dhaun beigesetzt.

1410

Älteste schriftlich belegte Nachnamen von Einwohnern von Niederhosenbach:
Beyer, Hovemann, Dortenwalt, Lyninhose, Schenewin und Jungema.

1515

Urkunde der Wild- u. Rheingrafen mit erstmaliger Erwähnung des Namens „Niederhosenbach“, wie er heute noch geschrieben wird.

1549

Beginn eines langen Weidestreits zwischen Bergen und Niederhosenbach
(Geschehnisse siehe Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld Nr.69 von 1995)

1627

Truppen des kaiserlichen Generals Kratz von Kratzenstein, kommend aus Kirn, ziehen verwüstend durch den Ort.

1632

Spanische Truppen ziehen sich aus unserer Gegend zurück. Es folgen erstmals Truppen der evangelischen Gegenpartei: Schwedische unter dem Pfalzgrafen Christian von Birkenfeld und dem Rheingrafen Otto Ludwig. Dann stoßen Franzosen dazu. 1635 sterben im Kirchspiel Bergen 113 Personen und im Kirchspiel Herrstein 116 Personen an Hunger und Pest.

1720

Hans Adam Böckner ist Scharfrichter und Wasenmeister in Niederhosenbach. Er ist bekannt für seine Strenge.

1769

Johann Daniel Koch ist Pfarrer in Niederhosenbach. Er vertritt die Interessen des Ortes auf einem Convent zu Birkenfeld am 27.7.1769 im Pfarrhaus zu Reichenbach.

25. Juli 1783

Aufhebung der Leibeigenschaft in Niederhosenbach.

1795

Beginn der Herrschaft von Napoleon in unserer Gegend. Niederhosenbacher Bürger werden für die Beihilfe die sie den Deutschen geleistet haben, streng bestraft.

15. bis 17. Dezember 1795

schwere - Gefechte zwischen Österreichern/Sachsen und den französischen Truppen. Über 1500 französische Soldaten werden in dem kleinen Ort über ein halbes Jahr einquartiert.

1798

Beginn der offiziellen Zugehörigkeit zu Frankreich bis 1814.

1821

Pfarrsitz in Niederhosenbach wird aufgehoben. (seit 1823 offiziell nach Wickenrodt)

1844

Kirchweihfest in Niederhosenbach, Einweihung der neu umgebauten Kirche.

Um 1850

Viele Niederhosenbacher wandern aus: (Bsp. Dorfschullehrer Peter Maaß nach Nordamerika, die Bauern Jakob Kellermann und Michel Engers nach Galizien)

1868

September 1868 Anschaffung der ersten Dampfdreschmaschine im Bezirk Herrstein (stationiert in Niederhosenbach)

Juli 1875

Feuerwehrmannschaft in der Gemeinde aufgestellt. (Spritzen-,Rettungs-,Haken-,Ordnungs-,Wacht- und Botendienstmannschaft) Spritzenmeister Johann Brombacher und Stellvertreter Friedrich Seibel werden von Herrstein vorgeschrieben.

1899

Gründung der Spar- und Darlehenskasse Niederhosenbach.

1908

Gemeindewasserleitung mit dem Aufstellen von drei Brunnenstöcken wurde gebaut. (Wasserversorgung trotzdem dürftig, die meisten Bürger mussten ihr Wasser aus den Brunnenstöcken holen)

1919 – 1930

Nach dem 1.Weltkrieg, französische Besetzung

14. April 1920

Gründung des Theatervereins „Deutsche Eiche“ Eine Provokation für die Franzosen

1921

Erster Telefonanschluss für die Spar und Darlehenskasse Niederhosenbach

21. Oktober 1944

Großbrand in Niederhosenbach Mehrere Scheunen brennen ab Umbenennung der Spar- u. Darlehenskasse in Raiffeisenkasse Niederhosenbach

18. März 1945

gegen 14.30 Uhr Einmarsch der Amerikaner - Ende des 2.Weltkrieges für Niederhosenbach

1948

Gründung des Gemischten Chores „Concordia“
28.8. Neugründung des Theatervereins „Deutsche Eiche“

1950

Aufstockung der Feuerwehr auf 17 Mann, Wehrführer Otto Rieth, 2 zweirädrige Handdruckspritzen

1953

Offizielle Gründung des Musikvereins „Gloria“

1958

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr (inoffiziell 1957)

1960 Winteranfang, offiziell Anfang 1961

Eröffnung der neuen Schule.

25.09.1965

Brand der Scheune von Ernst Klee

1967

Abriss des alten Schulgebäudes

1968

Eröffnung der Gesamtschule in Herrstein 20.04.1968 Waldbrand 19.08.1968 Hochwasser im Unterdorf

9.1.1971

Ernennung von Hermann Heub zum Ehrenwehrführer. 8.10.1971 Brand im Anwesen Robert Schneider (Wohnhaus, Scheune und Stall brannten ab)

18.08.1976

Nachts Brand in der Gemarkung „Walddell“

10.07.1977

Brand der Scheune von Robert Schneider. 22.09.1977 Brandkatastrophe im Unterdorf. Den Flammen fiel das Wohnhaus, die Scheune und Stallungen der Fam. Lüttwitz sowie die Scheunen von Erwin Hey und Helmut Leyendecker zum Opfer.

1980

Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses

19.2.1982

erstmalig ein Feuerwehrfahrzeug erhalten

3.11.1983

Etagenbrand im Anwesen Winfried Saam

1984

Theaterverein „Deutsche Eiche“ wird zum 3. Mal - erweckt

1985 Juli/August

über 600 Pfadfinder aus 5 Ländern campen im Hosenbachtal

03.04.1989

Gründung einer Jugendfeuerwehr. Raiffeisen „Nahe“ Fischbach übernimmt die Raiffeisenkasse Niederhosenbach

1.12.1991

Allee aus 70 Obstbäumen Pflanzaktion entlang der K 28 in Richtung Herrstein

1992

Dorferneuerung, Kanalisation und die 1. Kläranlage in Niederhosenbach wird in Betrieb genommen (Kosten rund 15 Mill. DM). In den Folgejahren wird die Dorferneuerung erst fertiggestellt.

2001

Abriss des ehemaligen Dreschschuppens im Unterdorf.

2002

Schließung der Zweigstelle der Raiffeisenbank „Nahe“ Fischbach in Niederhosenbach. Gedenktafel für Hildegard von Bingen wird an der Kirche angebracht.

Dies sind nur einige Jahreszahlen bis 2002 aus der Geschichte der Ortsgemeinde

Vieles konnte ich in dieser Kurzform nicht berücksichtigen. Zum Beispiel den Kriegerverein, Kirche Niederhosenbach beherbergt die letzte Stummorgel die je gebaut wurde (1896), die Geschehnisse um den geplanten Königsee der bis heute nicht angelegt wurde und viele weitere wichtige Ereignisse.

Genauere Zahlen, Daten und Informationen zu Ereignissen erfahren Sie bei der Gemeindevertretung, Vertretungen der Kirchengemeinde und den Vereinen sowie bei Privatpersonen.

Besuchen Sie die Ausstellung "Hildegard von Bingen" in der Begegnungstätte

Öffnungszeiten: Nach vorheriger Vereinbarung

Ansprechpartner: Ortsbürgermeister Michael Pelke (06785 - 1 73 61) oder Beigeordneter Dirk Seibel (0170 514 29 49)